Samstag, 6. November 2010

Rundreise durch das Heilige Land (8. Tag)

Um 4:30 Uhr war Wecken angesagt und unsere zweite kurze Nacht in Israel war beendet. Um 5:30 Uhr wurden wir von einem Kleinbus abgeholt und mit unserem Gepäck zum Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv gefahren (bzw. geflogen, denn der Fahrer schien es sehr eilig zu haben). Mit im Bus saßen unsere "fünf Grazien vom Niederrhein" :-). Die Abfertigung mit ihren Schwierigkeiten kannten wir ja schon, wobei die Befragung diesmal kürzer und auf Englisch und die Gepäckkontrolle wesentlich aufwändiger war als beim Hinflug. Wir starteten pünktlich in Tel Aviv und landeten ebenso pünktlich in Frankfurt am Main um 12:41 Uhr.


Tel Aviv von oben
In Frankfurt am Main mussten wir ungewöhnlich lange (über 30 min.) auf unsere Koffer warten. Um 14:09 Uhr ging es mit dem ICE nach Köln, wo wir in den IC nach Essen umstiegen. In Duisburg hatten wir eine 20min. Wartezeit wegen Triebwerksschaden. Von Essen HBF ging es nach Mülheim, wo wir um 17:00 Uhr fix und fertig ankamen.

Natürlich standen bei dieser Reise die Besichtigungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Heiligen Land im Mittelpunkt. Wir haben aber auch sehr viel über jüdische Lebensweisen gelernt. Einiges davon empfanden wir zwar als skurril - doch als nicht minder skurril wird ein Jude z.B. das katholische Abendmahlsverständnis empfinden.

Hier einige Beispiele:
  • An jedem Türpfosten, Torbogen, Tunneleingang usw. in jüdischen Bauwerken befindet sich eine Phiole - die sog. Mesusa - die einen Auszug aus dem biblischen Gesetz auf einem Stück Pergament enthält und den Eintretenden ermahnt, die göttlichen Gesetze zu lehren und zu beachten.
Mesusa an einem Fahrstuhleingang
  • Juden ist es bekanntlich verboten, am Shabbat (Samstag) zu arbeiten (3. Gebot: "Du sollst den Feiertag ehren!"). Es ist genau festgelegt, was als Arbeit gilt. Die Bedienung technischer Geräte gehört dazu, so dass es in Israel Handytarife gibt, die an Shabbat nicht funktionieren und entsprechend günstiger sind. Ferner gibt es sog. Shabbat-Fahrstühle, die samstags in allen Etagen halten, damit kein Knopf für den Ausstieg betätigt werden muss.
Hinweisschild an einem Shabbat-Fahrstuhl
Hinweisschild an einem Shabbat-Fahrstuhl
  • Da auch das Abreißen von Toilettenpapier als Arbeit gilt, bieten Hotels Shabbat-taugliche Toilettenpapierspender an oder legen portioniertes Toilettenpapier zurecht.
Shabbat-tauglicher Toilettenpapierspender
  • Fromme Juden nehmen nur koschere Speisen (koscher = in Ordnung/rein) zu sich. Milchspeisen dürfen niemals mit Fleisch zubereitet oder verspeist werden, was auf das biblische Gebot zurück geht, dass man das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter zubereiten darf. So gibt es in der Regel zum Frühstück niemals Wurst und zum Abendessen keine Milchspeisen. Nachspeisen wie Pudding, Sahne u.dgl. werden mit Milchersatzstoffen erstellt. Da für Besteck und Geschirr bei wechselndem Gebrauch von Michlspeisen und Fleisch strenge Reinigungsvorschriften gelten, verfügen die meisten frommen Juden über unterschiedliches Geschirr und Besteck.
Koschere McDonald-Filialen sind blau gehalten. (hier: Jerusalem).
  • Schalentiere sind nicht koscher (Muscheln, Lopster etc.) wie auch Jagdvögel und Insekten - außer Heuschrecken. Huftiere sind nur mit gespaltenen Hufen koscher - und sofern es sich um Wiederkäuer handelt.
  • Auch bei Stoffen wird zwischen rein und unrein - koscher und nicht koscher unterschieden: Sie dürfen nicht aus pflanzlichen (Baumwolle) und tierischen Fasern (Seide, Wolle) gewebt sein.
Kurz: Mischen ist fast immer unkoscher!

Diese und andere Regeln findet ihr im Internet bei "Frag den Rabbi". Dort findet ihr u.a. eine Erklärung, welche Gummibärchen koscher sind und welche nicht...

Und noch etwas zum Schluss: Da alle arabischen Staaten außer Ägypten und Jordanien (nur diese beiden Staaten haben mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen) den Staat Israel vernichten und "die Juden ins Meer treiben" wollen, ist mein Reisepass mit diesem israelischen Stempel für die Einreise in alle arabischen Länder außer Ägypten und Jordanien unbrauchbar. Unsere nächste Reise geht nach ... Ägypten - mit Tagestour zur Felsenstadt Petra in ... Jordanien... Glück gehabt! ;-)

Ausreisestempel in meinem Reisepass
Den Schlusssatz zu diesen Israel-Blogs überlasse ich Ralph Giordano, dessen kurzes Stoßgebet die Ratlosigkeit angesichts des nahöstlichen Dilemmas auf den Punkt bringt: "Israel, um Himmels willen Israel!"

Freitag, 5. November 2010

Rundreise durch das Heilige Land (7. Tag)

Akko, Haifa, Caesarea, Tel Aviv. Um 8 Uhr fuhren wir mit unserem Gepäck Richtung Akko. Auf dem Weg legten wir einen kurzen Stop an einem Olivenfeld ein, um Erntearbeitern bei der Arbeit zuzusehen und zu fotografieren (Larsemann) bzw. ihnen bei der Arbeit zu helfen (Joe).


In Akko angekommen haben wir zunächst die gut erhaltene Kreuzfahrerfestung mit Templertunnel besichtigt.

Von Kreuzfahrern errichtete Festung in Akko




Von Kreuzfahrern errichtete Festung in Akko
Joe vor den Latrinen der Kreuzfahrer
Templertunnel in der Festung in Akko

Danach unternahmen wir einen Rundgang durch den arabisch geprägten Basar in Akko.

Basar von Akko
Frisches Obst und Gemüse auf dem Basar in Akko
Frischer Fisch aus dem Mittelmeer auf dem Basar von Akko
Ganz wichtig: Nüsschen auf dem Basar von Akko
Gewürze auf dem Basar von Akko
Anschließend ging es weiter nach Haifa, wo wir auf einer Aussichtsplattform oberhalb des leider verhüllten Schreins des Bab (1819-1850 / Gründer des Babismus - einer persisch-schiitischen Religionsgemeinschaft / Vorläufer der Bahai-Religion) einen herrlichen Ausblick über die Stadt genießen konnten. Haifa ist eine moderne, quirlige Stadt am Mittelmeer, wo man Ultraorthodoxe vergeblich sucht. Denen gilt Haifa als Sündenpfuhl, der Sodom und Gomorrha in nichts nachsteht.
Haifa hat eine Riesen-Szene, die sogar Köln übertreffen soll. Kein Wunder, dass Haifa (wie im übrigen auch Tel Aviv) zum Anziehungspunkt für allerlei menschlichen "Bodensatz" avancierte, wie sich der "Irre von Teheran" auszudrücken pflegt. Wir haben selten so viele attraktive Menschen gesehen wie in Haifa und Tel Aviv.
Schrein des Bab mit den sterblichen Überresten des Religionsstifters in Haifa.
Der Turm ist leider verhüllt.
Blick auf Haifa
Den nächsten Halt machten wir in Caesarea - eine von Herodes erbaute antike Hafenstadt - die erst in den 60er Jahren wiederentdeckt und ausgegraben wurde. Hier befindet sich auch die bislang einzige zeitgenössische Erwähnung von Pontius Pilatus auf einem Stein. Dort besichtigten wir die recht gut erhaltene und beeindruckende Arena für Wagenrennen und das Theater. Caesarea wurde nach Herodes von Römern, Templern und Arabern besetzt und schließlich durch ein großes Erd- und Meeresbeben zerstört. Danach geriet es in Vergessenheit. Durch Rosenthal wurde der Neuaufbau finanziert. Heute befindet sich in Caesarea viel Nobeltourismus - inkl. Golfhotel. Was juckt uns schon der chronische Wassermangel in Israel?! ;-) Um 15 Uhr wurden wir aufgrund des nahenden Shabbat aus der Anlage herauskomplimentiert.

Caesarea
Caesarea
Theater von Caesarea
Larsemann auf den Latrinen des Herodes
Letzte Station: Tel Aviv. Von Tel Aviv-Jaffa (Partnerstadt der Stadt Essen) aus hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt.

Skyline von Tel Aviv - sehr imposant!
Anschließend fuhren wir zum Hotel Metropolitan in Tel Aviv, wo Joe ein Upgrade auf eine Suite im 16. Stock erflirtet hat.

Blick vom Hotelzimmer über den Dächern von Tel Aviv
Blick aus unserer Suite im 16. Stock des Hotel Metropolitan in Tel Aviv - Toll!
Letztes Auspacken in unserer Suite in Tel Aviv
Direkt nach dem Auspacken haben wir erst einmal ein koscheres Bier am Strand mit zwei Pärchen aus Hamburg und MeckPomm getrunken:


Nach dem Abendessen im Hotel gingen wir mit Mariola und Jürgen aus Velbert aus unserer Reisegruppe in eine Strandbar, wo wir vier deren Silberne Hochzeit und Jürgens 66. Geburtstag bis 23:30 Uhr begossen haben.

Haifa und Tel Aviv haben uns sehr fasziniert. Hier würden wir gerne unsere zukünftigen Erholungsurlaube im Februar/März hin verlegen - wenn Israel nicht so exorbitant teuer wäre ...

Donnerstag, 4. November 2010

Rundreise durch das Heilige Land (6. Tag)

Führung durch den Kibbuz Lavi, Golanhöhen, Safed, Berg der Seligpreisungen. Um 8 Uhr wurden wir durch den Kibbuz Lavi geführt, der 1949 gegründet wurde.
Da die meisten Kibbuzim in den 20er und 30er Jahren errichtet wurden (erste Kibbuzgründung vor fast genau 100 Jahren 1910), handelte es sich um eine Spätgründung. Es gibt heute knapp 300 solcher Kollektivsiedlungen. In den Kibbuzzim herrscht so etwas wie praktizierter Sozialismus. Es gibt kein Privateigentum. Eingenommenes oder verdientes Geld fließt in die Kibbuz-Kasse und wird von allen gemeinsam verwaltet. Die Kinder werden gemeinsam erzogen. Heute gibt es keine Kibbuz-Neugründungen mehr. Die z.T. auch heute noch entstehenden gemeinschaftlich organisierten Siedlungen sind eher genossenschaftlich organisiert und werden als Moschawim (Singular: Moschaw) bezeichnet. Etwa 400 davon gibt es derzeit in Israel.

So haben die "Wohnhäuser" im Kibbuz nach der Gründung ausgesehen...
... und so heute
Fahrräder im Kibbuz Lavi

Um 9:30 Uhr fuhren wir am See Genezareth und Jordan entlang zum höchsten Vulkan der Golanhöhen mit originalen Schützengräben.

Der Jordan
Die Gegend ist zum Teil vermimt. Aufgrund seiner hervorragenden strategischen Lage wurde das junge Israel vom Golan aus des öfteren von Syrien aus unter Raketenbeschuss genommen. Im Sechs-Tage-Krieg (1967) wurde der Golan daher von Israel besetzt, im Jom Kippur-Krieg (1973) von Syrien kurzeitig zurückerobert und 1981 von Israel endgültig annektiert - allem syrischen und internationalen Protest zum Trotz. Heute gehört dieses Gebiet zwar zu den "ruhigsten" in ganz Israel, bildet aber auch einen ewigen Zankapfel zwischen Israel und Syrien.

Blick vom Golan Richtung Syrien
Schützengraben auf dem Golan
Larsemann im Schützengraben
In Deckung!
Es führen viele Wege vom Golan...
Anschließend fuhren wir entlang von Drusendörfern und der Kreuzfahrerfestung Nimrod zum Mittagessen in einem Kibbuz. Von dort ging es nach Safed - Stadt der Kabbala, wo wir eine Synagoge und das Künstlerviertel besichtigt haben.

Synagoge in Safed
Synagoge in Safed
Synagoge in Safed



Künstlerviertel in Safed
Künstlerviertel in Safed
Künstlerviertel in Safed
Weiterfahrt zum Berg der Seligpreisungen mit Besichtigung der Kirche der Seligpreisungen mit herrlichem Blick über den See Genezareth.


Kirche der Seligpreisungen
Letzte Station des Tages: See Genezareth mit fakultativer Bootsfahrt, die wir nicht mitgemacht haben.

See Genezareth
 Um 18 Uhr kamen wir wieder im Kibbuzhotel Lavi an, wo wir auch heute übernachteten.

Mittwoch, 3. November 2010

Rundreise durch das Heilige Land (5. Tag)

Kafernaum, See Genezareth, Nazaret. Vom Hotel ging es um 8:35 Uhr mit Koffern Richtung Nazaret, vorbei am Toten Meer, entlang des Jordan, vorbei am abgeriegelten Jericho (älteste Stadt der Erde) und Tiberias.
Zunächst besuchten wir die Ruinen von Kafernaum, dem Wohnort der Schwiegermutter von Petrus, wo Jesus während seines Wirkens in Galiläa lebte. Auf dem Wohnhaus befindet sich heute eine katholische Kirche.

Petrusstatue in Kafernaum
Ruinen Kafernaums - im Hintergrund: Die orthodoxe Kirche am Rande von Kafernaum

Zum Mittagessen kehrten wir in einem Kibbuz am See Genezareth ein, wo wir noch Zeit für ein Fußbad im See hatten und Muscheln gesammelt haben.

Danach fuhren wir weiter in die Altstadt von Nazaret, wo wir einen Granatapfelsaft tranken und einen Souvenirshop besuchten (... dessen Inhaber vermutlich Provision an unseren Reiseführer zahlt).
Am Granatapfelsaftstand erlebten wir einen typischen Fall von Herdentrieb: Joe sagte, er wolle mal so einen Saft probieren -  und fast die gesamte Reisegruppe stellte sich hinter ihm an! Der arme Kerl an der Saftpresse wusste gar nicht, wie ihm geschah!


In Nazaret, wo Jesus aufgewachsen ist, besichtigten wir die Verkündigungsbasilika, die sehr modern aber wunderschön ist. Dort wird der Ort verehrt, an dem der Erzengel Gabriel Maria davon in Kenntnis setzte, dass sie den Messias gebähren werde. Auf dem Vorplatz und in der Kirche befanden sich Mosaike mit landestypischen Mariendarstellungen aus zahlreichen Ländern der Erde. Schlimmstes Objekt: - dreimal dürft ihr raten - Deutschland (ohne Bild).

Verkündigungsbasilika in Nazaret
Eine besonders schöne Mariendarstellung wurde seitens der USA gestiftet.
Im Innern der Verkündigungsbasilika
Hier wird der Ort verehrt, an dem der Erzengel Gabriel Maria die Geburt des Messias "verkündete".


 
Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wir zum Kibbuzhotel Lavi am See Genezareth. Dort haben wir die nächsten zwei Nächte verbracht.