Samstag, 30. Oktober 2010

Rundreise durch das Heilige Land (1. Tag)

Vom 30.10. bis 6.11.2010 haben wir eine Israelrundreise unternommen. Damit ging ein von mir lang gehegter Wunsch in Erfüllung, der bis in meine Schülerzeit zurück reicht. Die Reise hatte ich mir zum 40. Geburtstag gewünscht - meine Mutter, Schwester, Joes Eltern, die Hausgemeinschaft, Michael und Martin, Dirk, Andy, Heike und Birgit haben mir dann die Reise geschenkt. Nochmals Danke an dieser Stelle!

Ein Traum soll wahr werden!
Das Heilige Land ist mit nichts zu vergleichen, was wir bislang bereist haben: Israel ist so vielseitig, kontrastreich und widersprüchlich, dass es einem die Sprache verschlägt: Wüste im Süden, fruchtbare Berge im Norden, 1200m Höhenunterschied in 30 Autominuten mit 8 Grad Temperaturunterschied, ultraorthodoxe Juden in Jerusalem, westlich orientierte Jugendlichkeit in Haifa und Tel Aviv - und das alles auf einer Fläche so groß wie Hessen. Die Emotionen fuhren Achterbahn: Staunen an Klagemauer und Tempelberg, Ergriffenheit an den christlichen Pilgerstätten, Trauer in der Gedenkstätte Yad Vashem, Angst an der Sicherheitsmauer in Bethlehem. Doch der Reihe nach!

Es begang am ersten Tag am Flughafen Düsseldorf. Wir waren etwa 4 Stunden vor Abflug dort (mindestens 3 Stunden vorher muss man da sein), da meine Mutter, die uns freundlicher Weise zum Flughafen gebracht hatte danach noch arbeiten musste. Am Check-In-Schalter unserer Fluggesellschaft Sundor (Tochter von EL AL: "More than an airline - EL AL is Israel!") saß eine Flughafenangestellte, die etwas verloren wirkte. Wir fragten sie, wann der Check-In beginne und wie es hier ablaufe: "Ich mache das hier heute auch zum ersten Mal aber machen Sie sich in etwa eine Viertelstunde auf ein abenteuerliches Spektakel gefasst."
Und so kam es dann auch: 10 schwarz gekleidete israelische Sicherheitsleute übernahmen den Schalter, positionierten ihr Gepäck hinter dem Schalter und begannen kurz darauf mit der Sicherheitsbefragung jedes einzelnen Passagiers.

Israelische Sicherheitsbeamte übernehmen den Check-In-Schalter
Joe und ich wurden getrennt befragt: Was wollen Sie in Israel? Wer hat Ihren Koffer gepackt? Wo hat der Koffer seit dem Packen gestanden? Wer außer Ihnen kam in dieser Zeit an den Koffer heran? Wer hat die Reise bezahlt und wie? Haben Sie Bekannte oder Freunde in Israel oder arabischen Staaten? Haben Sie Geschenke von Unbekannten erhalten, die Sie mit sich führen? Was machen Sie beruflich? Wo ist Ihr Wohnungsschlüssel? Wie verläuft Ihre Reiseroute? Zeigen Sie mir Ihren Reiseführer! Wie stehen Sie zueinander? Wie lange kennen Sie sich? Wohnen Sie zusammen? Wie organisieren Sie Ihre Wohnungswechsel? usw. usf.

Die Befragung dauerte etwa 30 Minuten. Danach glichen die beiden Frager ihre Fragen und unsere Antworten unter Aufsicht ihres Chefs miteinander ab - wobei sie zu Beginn dieses Abgleichs zunächst herzhaft lachten... Ob das an uns lag? Wir werden es nie erfahren! Aufgrund unserer besonderen Lebenssituation wichen sie wohl ein wenig von den Standardfragen ab, so dass wir beide teilweise nicht dieselben Fragen gestellt bekamen. Daher wurden uns beiden dann in einer zweiten Befragung die jeweils noch nicht gestellten Fragen gestellt und die Antworten wiederum abgeglichen.

Als das überstanden und die Koffer aufgegeben waren, gingen wir durch die normale Sicherheit und tranken erst einmal ein großes Bier - entgegen unserem Grundsatz "Kein Bier vor vier". Vor dem Einsteigen kam eine erneute Sicherheitsüberprüfung, die bedeutend gründlicher war als die erste. Wir wurden komplett abgetastet (man wünschte sich Nacktscanner) und einige mussten sogar ihre Schuhe ausziehen. Als wir im Flugzeug saßen, kam die Durchsage, dass sich der Abflug um 20 Minuten verzögere. Aus dem Fenster sahen wir, dass neben dem Flieger ein gepanzertes Fahrzeug der Bundespolizei und zwei normale Mannschaftswagen standen. Das gepanzerte Fahrzeug fuhr auf dem Weg zur Startbahn immer neben uns her, bis wir schließlich um 15:15 Uhr Richtung Frankfurt a.M. abhoben.


Nachdem wir in Frankfurt gelandet sind, stiegen einige Passagiere aus und es folgte eine erneute Passkontrolle - vermutlich falls während des Fluges jemand zu- oder ausgestiegen sein sollte! ;-) Nachdem weitere Passagiere zugestiegen sind (der Flieger war komplett ausgebucht), ging der Flug weiter Richtung Tel Aviv.

Über den Wolken
Der Flughafen Ben Gurion auf dem wir um 22:15 Uhr landeten, ist unerwartet riesig, sehr modern und für einen Flughafen außergewöhnlich geschmackvoll gestaltet. Da Israel bereits eine Woche zuvor auf Winterzeit umgestellt hatte, mussten wir unsere Uhren nicht umstellen.

Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv
Der Reisevermittler hatte uns gemailt, wir würden hinter dem Zoll von einem Repräsentanten des lokalen Reiseveranstalters in Empfang genommen und zum Hotel gebracht. Den Namen des Hotels kannten wir nicht. Doch hinter dem Zoll warteten zwar jede Menge Abholer diverser Reiseveranstalter, aber auf uns wartete niemand - und unseren Reiseveranstalter kannte auch keiner. Anrufe bei Reisevermittler und -veranstalter blieben am Shabbat (Samstag) um diese Uhrzeit natürlich erfolglos. Ich fragte Joe nach etwa 40 Minuten: "Was machen wir eigentlich, wenn das hier alles ein Fake ist?" Das war schließlich unsere allererste komplette Reiseabwicklung via Internet! "Wenn das ein Fake wäre, wären wir gar nicht erst bis hierhin gekommen!" war seine Antwort. Nachdem wir stundenlang durch den Flughafen geirrt sind, da wir von einem Schalter zum nächsten geschickt wurden, hatte schließlich einer der Abholer Mitleid mit uns und rief alle infrage kommenden Hotels in Jerusalem über sein Handy an um zu fragen, ob wir auf der Gästeliste stehen. Beim ca. 5. Anruf hellten sich seine Gesichtszüge merklich auf: Wir wurden im Prima Kings Hotel schon erwartet. Zwischen Missmut und Erleichterung schwankend stiegen wir in einen Shuttle-Bus ein, der uns beide für insgesamt 24 € von Tel Aviv zum Hotel nach Jerusalem fuhr. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir um 1:19 Uhr im Hotel an.

Hotel Prima Kings in Jerusalem
Unser Problem war nun, dass wir nicht wussten, wie es mit der Reise weiter gehen sollte - vor allem wann wir morgens zur ersten Tagestour abgeholt werden. An der Rezeption erhielten wir daher zwei Namen mit Zimmernummer von Hotelgästen, die auch von unserer Reisegesellschaft eingebucht wurden und die wir am anderen Morgen anrufen sollten, da die Reisegesellschaft sonntags nicht vor 9 Uhr erreichbar sei. "Den Reiseführer werden wir morgen zur Rede stellen und ihm gehörig den Kopf waschen!" war unser Vorsatz für den Folgetag. Den Wecker hatten wir auf 6:30 Uhr gestellt, um sicher zu gehen, dass die Reisegruppe nicht ohne uns mit der Rundreise beginnt. Um knapp 2 Uhr schliefen wir völlig erschöpft aber halbwegs beruhigt ein. Es sollte nicht unsere letzte kurze Nacht in Israel sein...

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